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Vorzeitige Ejakulation – Definition, Diagnostik und Auswirkung

Viele Männer haben mit vorzeitiger Ejakulation und deren Folgen zu kämpfen, die sich oft auch auf die Partnerschaft auswirken. Der Besuch eines Urologen kann Linderung schaffen.

Wann spricht man von vorzeitiger Ejakulation?

Bei einer Vielzahl von Männern kommt es zu Ejakulations- und Orgasmusstörungen. Unterschieden wird dabei zwischen schmerzhafter Ejakulation, welche zumeist eine Prostataerkrankung zur Ursache hat, verzögertem oder aussetzendem Samenerguss, der erfolgreich medikamentös behandelbar ist, und der vorzeitigen Ejakulation. In diesem Fall muss nochmal zwischen einem möglicherweise genetisch bedingten Problem, genannt lebenslanger Ejakulatio praecox, und durch andere Krankheiten ausgelösten, erworbenen Ejakulatio präcox unterschieden werden. Dieser kann durch erektile Dysfunktion, Störungen der Schilddrüse und verschiedene Prostataerkrankungen bedingt sein.

Zum besseren Verständnis, wie es zur vorzeitigen Ejakulation kommen kann, muss zunächst verstanden werden, wie es generell zum Samenerguss kommt. Dieser wird durch das sympathische Nervensystem gesteuert. Die im Hirn liegenden Zentren, die für Orgasmus und Ejakulation zuständig sind, sind das Stammhirn und der Hypothalamus. Von dort werden Impulse in das Rückenmark ausgesandt, die sowohl stimulierend als auch hemmend wirken. Über Nervenfaser im Lendenmark werden die Impulse in den Bauch- und Beckenbereich weitergeleitet, von wo aus sie zu Prostata, Samenblase und Samenleiter gelangen. Bei einer Erektion und gleichzeitiger Stimulation des männlichen Glieds kommt es zu Reizungen der Nervenenden in der Penisspitze, wodurch Reize über das Rückenmark direkt ins Gehirn geleitet werden. Sobald die ankommenden Reize eine gewisse Schwelle überschritten haben, kommt es zur Auslösung des Samenergusses. Prostata und Samenblase ziehen sich zusammen, wodurch das Sekret in den Samenleiter gepresst wird. Es sammelt sich in der hinteren Harnröhre und dehnt diese. Nun lässt sich der Samenerguss nicht mehr verhindern, da dieser Vorgang ein Zusammenziehen der Beckenbodenmuskulatur hervorruft, wodurch das Ejakulat mit großer Geschwindigkeit aus der Harnröhrenöffnung geschleudert wird. Verschiedene Krankheiten an den entsprechenden Organen kann dazu führen, dass dieser Vorgang entweder gar nicht oder zu schnell eintritt.

Bei einem zu schnellen Eintritt spricht man von Ejaculatio praecox. Es wird vermutet, dass es sich dabei um die am häufigsten vorkommende Sexualstörung beim Mann handelt. Etwas ein Viertel aller Männer sind betroffen, unabhängig von Geschlecht, Nationalität oder Wohlstand. Im Gegensatz zu Erektionsstörungen, die mit zunehmendem Alter immer häufiger eintreten, leiden junge Männer ebenso häufig von vorzeitiger Ejakulation, wie ältere. Bei den meisten ist das Problem angeboren, es handelt sich also um eine lebenslange Ejaculatio praecox. Bei 90% der Männer kommt es schon in der ersten Minuten nach Eindringen in die Partnerin zum Samenerguss. Entgegen der in der Vergangenheit verbreiteten Meinung, dass es sich um eine psychische Erkrankung handelt, sind ausschließlich organische Ursachen verantwortlich. Verschiedene Studien, die sowohl am Menschen wie auch am Tier durchgeführt wurden, kamen zu dem Ergebnis, dass es sich um eine Fehlfunktion der Serotonin-Rezeptoren handelt. Sowohl eine Unterproduktion von unterdrückenden Rezeptoren, als auch eine Überfunktion der stimulierenden und den Samenerguss einleitenden Rezeptoren kommt dabei in Frage.

Wenn diese Störung nicht angeboren ist, sondern erst im Laufe der Zeit aufgetreten ist, spricht man von einem erworbenen Ejaculatio praecox. Dieser kann oft auf Grund einer erektilen Dysfunktion und Erkrankungen an Prostata oder Schilddrüse auftreten. Selbst ein Partnerwechsel oder eine Änderung des Lebensumfelds können diese Störung hervorrufen. Wenn es wegen sexueller Unerfahrenheit oder längerer Enthaltsamkeit zu einem verfrühten, plötzlichen Samenerguss kommt, spricht man gemeinhin nicht von vorzeitiger Ejakulation.

Diagnose von vorzeitiger Ejakulation

In der Regel ist eine Selbstdiagnose einfach, da jeder Mann selbst beurteilen kann, wie lange es dauert, bis der Samenerguss eintritt. Zur genauen Feststellung der Zeit kann eine manuelle Zeitnahme erfolgen, indem die Frau den Zeitpunkt zwischen Eindringen und Ejakulation per Stoppuhr misst. Dadurch kommt es zu einer subjektiven Feststellung. Die Auskunft der Männer ist ein verlässliches Mittel zur Diagnose der vorzeitigen Ejakulation. Viele der Betroffenen kommen schon in der ersten Minute des Geschlechtsverkehrs zum Orgasmus, ein weiterer großer Teil bereits in der zweiten Minute. Einige wenige berichten sogar von einer Ejakulation noch vor dem Eindringen des Gliedes. Dann spricht man von einer Ejaculatio ante portas. Zudem klagen viele Patienten darüber, dass sie über keine oder nur unzureichend Kontrolle der eigenen Ejakulation verfügen. Durchgeführte Blutuntersuchungen bei betroffenen Männern haben gezeigt, dass oftmals ein erhöhter Testosteronspiegel vorliegt.

Oftmals ist die Vermutung der Männer aber auch unbegründet. Daran sind vor allem unrealistische Erwartungen des Partners oder des Mannes selbst Schuld, was die Länge des Geschlechtsakts angeht. An der Universität Köln beschäftigte Forscher kamen bei einer Anfang des Jahrtausends durchgeführten Studie zu einem erstaunlichen Ergebnis. Getestet wurden Männer, die von sich selbst behaupteten, an vorzeitiger Ejakulation zu leiden und völlig gesunden Männer. Der durchschnittliche Geschlechtsverkehr bei der ersten Gruppe dauerte rund zweieinhalb Minuten, der Sex der zweiten Gruppe dagegen nur eine gute halbe Minute länger. Trotzdem kam es zu vollkommen unterschiedlichen Bewertungen, was die Zufriedenheit mit dem Sexualleben anging.

Auswirkungen von vorzeitiger Ejakulation

Aus reiner Scham und um sich nicht die Blöße geben zu müssen, eine Frau nicht ausreichend befriedigen zu können, verzichten unzählige Männer auf sexuellen Kontakt mit Frauen und Partnerschaften. Das führt oft zu einem isolierten Leben, psychischen Problemen und nicht selten Depressionen. Die Sexualstörung hat auch Auswirkungen auf das Sexualleben von Männern in Partnerschaften. Aus Angst kommt es seltener zum Austausch von Zärtlichkeiten mit dem Partner, dieser fängt selbst an sich zu isolieren und verliert die Lust am Geschlechtsverkehr. Dadurch kommt es zu einer emotionalen Distanz zwischen den Partner, was tödlich für die Beziehung ist und nicht selten zur Trennung führt. Frauen, die sich in einer Partnerschaft mit an vorzeitiger Ejakulation leidenden Männern befinden, leiden regelmäßig auch an Orgasmusstörungen. Lang angelegte Studien unter allen Bevölkerungsschichten belegen diese Beobachtungen. Ansprechpartner, die in so einem Fall kompetente Auskunft geben können, sind ausgebildete Urologen und Andrologen, die eine entsprechende Therapie einleiten können.

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